Aktuelle Projekte
EU
Medieval Serbian Charters Action (MeSeCA) – auf dem Weg zu einer digitalen Edition der serbischen mittelalterlichen Herrscherurkunden
- Laufzeit: 01.10.2024 - 30.09.2026
- Gefördert von: Europäische Kommission
- Ansprechpartner: Žarko Vujošević, Georg Vogeler
- https://gewi.uni-graz.at/de/unsere-forschung/drittmittelprojekte/drittmittelprojekte-2024/medieval-serbian-charters-action/
Das Projekt Medieval Serbian Charters Action (MeSeCA) – in Richtung einer digitalen Edition der serbischen mittelalterlichen Herrscherurkunden steht für eine inhaltliche, technische und softwaremäßige Weiterentwicklung der digitalen Datenbank von serbischen mittelalterlichen Urkunden, genannt Diplomatarium Serbicum Digitale (DSD). Das Unternehmen wird am Institut für Digitale Geisteswissenschaften der Universität Graz durchgeführt. Die wichtigsten Zielsetzungen sind die Vervollständigung des Materials, bestehend aus transkribierten Dokumententexten, Metadaten und Abbildungen, sowie seine Umsetzung in eine wissenschaftliche digitale Edition im Einklang mit den gegenwärtigen Standards der digitalen Humanistik.
German Arithmetical Treatises In Manuscripts Of The Late Middle Ages (1400-1522) (ARITHMETIC)
A study on philology, history and culture based on a digital edition of the treatises
- Gefördert durch: EU Horizon Europe ERC STARTING-GRANT grant agreement No 101039572
- Laufzeit: 01.09.2022 – 30.08.2027
- Projektpartner: Institut für Mittelalterforschung; Österreichische Akademie der Wissenschaften
- Projektkontakt: PI Michaela Wiesinger (michaela.wiesinger(at)oeaw.ac.at)
- Projektverantwortung Graz: Georg Vogeler (georg.vogeler(at)uni-graz.at)
- Geplante Publikation: 2026
Wie entwickelte und verbreitete sich die Praxis der Arithmetik während des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit? Das ERC-Projekt ARITHMETIC (PI Michaela Wiesinger, ÖAW) untersucht handschriftliche deutsche Rechentraktate von ihrem ersten Erscheinen um 1400 bis zu der Zeit, als gedruckte Rechenbücher zu Beginn des 16. Jahrhunderts leicht verfügbar wurden. Zahlreiche Traktate werden transkribiert, digital bearbeitet und unter historischen, literarischen und linguistischen Gesichtspunkten analysiert. Diese Forschung zielt darauf ab, ein neues Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich arithmetisches Wissen und Praktiken des Rechnens im spätmittelalterlichen Europa veränderten und wie sich eine abstrakte und wissenschaftliche Sprache in der deutschen Volkssprache herausbildete.
Celtic and Latin glossing traditions: uncovering early medieval language contact and knowledge transfer (GLOSSIT)
- Gefördert durch: EU Horizon Europe ERC CONSOLIDATOR-GRANT grant agreement No 101123203
- Laufzeit: 01.06.2024 – 31.05.2029
- PI/Projektkontakt: Bernhard Bauer (bernhard.bauer(at)uni-graz.at)
- Geplante Publikation: 2027
- https://glossit.uni-graz.at
Glossen sind Fingerabdrücke der Gesellschaft, in der Texte verfasst, kopiert und gelesen wurden. Vor allem aber spielen sie eine viel bedeutendere Rolle, als die bisherige Forschung ihnen zugesprochen hat: Sie bieten Einblicke in das mehrsprachige und multiethnische Umfeld der mittelalterlichen Manuskript- und Textproduktion, die die Haupttexte nicht bieten können: Glossen bezeugen aus erster Hand die engen sprachlichen und kulturellen Verbindungen zwischen Inselkeltisch (Altbretonisch, Altirisch und Altwalisisch) und Lateinisch Sprechenden. GLOSSIT erforscht diese Kontakte, indem es Methoden der vergleichenden Philologie und der historischen Linguistik, der digitalen Geisteswissenschaften (handschriftliche Texterkennung, Netzwerkanalyse, Verarbeitung natürlicher Sprache), der (Kultur-)Geschichte und der biologischen Informatik (Anwendung von DNA-Sequenzierungsmethoden auf Glossen) kombiniert.
DiDip - From Digital to Distant Diplomatics
Projektleiter: Georg Vogeler
Im Webportal „Monasterium.net“ kann man per Stichwortsuche oder ein paar Mausklicks Geschichten über flüchtige Raubritter, Heldentaten, Beihilfe zur Flucht oder religiöse Spaltung von Familien finden. Das Portal mit seinen über 600.000 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Dokumenten ist aber auch ein Zeugnis für Einheitlichkeit und Vielgestalt der Rechtskultur in Europa. Um diese Geschichten richtig einzuordnen, muss man wissen, was die Menschen in der Vergangenheit in Urkunden festhalten wollten, wie sie das getan haben und wofür sie diese verwendet haben.
Die „Diplomatik“ ist die Wissenschaftsdisziplin, die sich diesen Fragen widmet – und sie gibt es schon seit über 350 Jahren. Die etablierten Methoden reichen aber nicht aus, um die große Zahl an Dokumenten, die seit dem 13. Jahrhundert in Europa entstanden sind, zu bewältigen. Das Projekt „From Digital to Distant Diplomatics“ wird die Diplomatik deshalb in die digitale Gegenwart bringen. Es will alle an mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Urkunden interessierten Menschen in die Lage versetzen, sich im Umgang mit den Dokumenten der jüngsten Entwicklungen im Bereich der Data Science und künstlicher Intelligenz zu bedienen.
Die Computer brauchen dafür viele Beispiele, um zu „lernen“ – und sie brauchen Menschen, die die von Ihnen gemachten Vorschläge interpretieren. Deshalb braucht es eine Umgebung, in der Mensch und Maschine zusammenarbeiten: Die Menschen bringen Ihre Kreativität und die Fähigkeit ein, andere Menschen „zu verstehen“, sowie aus der Erfahrung mit Objekten sinnvolle Erkenntnisse zu ziehen, etwas über die Vergangenheit zu erzählen. Die Maschine kann schnell große Datenmengen verarbeiten und dabei sowohl Regeln anwenden als auch neue Regeln erlernen. Das Projekt DiDip wird eine solche „Virtuelle Forschungsumgebung“ entwickeln.
Das Projekt wird den Nutzen der Forschungsumgebung testen, in dem es europäische Trends und regionale Differenzen in Gestaltung und Gebrauch von Urkunden des 14. und 15. Jahrhunderts untersucht. Welchen Einfluss haben gesamteuropäische politische Institutionen wie die römische Kirche auf regionale Urkundenpraxis? Wie reagieren lokale und regionale Beurkundungspraxis auf die Verbreitung des römischen Rechts unter den Rechtsdenkern Europas? Wie verhalten sich die beiden weiträumig verbreiteten Beglaubigungspraktiken, per Siegel und per Notarsunterschrift, zu einander? Diese Fragen werden beantwortet, indem das Projektteam mit Hilfe von Computer Vision und maschineller Sprachverarbeitung Trends, Brüche, Vereinheitlichungen und Diversifizierungen ermittelt. Die so an den digitalen Repräsentationen der Urkunden gemachten Beobachtungen sollen zu europäischen „Großereignissen“ wie dem abendländische Schisma (1378-1417) oder die große Pest (1348/49) und die ihr folgende Wirtschaftskrise in Beziehung gesetzt werden.
Das Projekt wird vom ERC mit einem Advanced Grant (Laufzeit 2022-2026) gefördert.
International
Peter von Poitiers' Compendium historiae
- Gefördert durch: FWF (I 6133) (Internationales, Joint Projects)
- Laufzeit: 01.01.2023-31.12.2025
- Projektleiter: Roman Bleier
- https://compendium-historiae.uni-graz.at/de/
Das internationale Forschungsprojekt, an dem die Universität Tübingen, Universität Wuppertal, Universität Graz, University College London, Università Ca’ Foscari di Venezia beteiligt sind, vereint die Disziplinen der Kunstgeschichte, lateinischen Philologie, mittelalterlichen Geschichte, Editionswissenschaft und digitalen Geisteswissenschaft. Die Ziele des Vorhabens sind (1) ein umfassender Überblick über Überlieferung von Peter of Poitiers' Compendium historiae in genealogia christi, (2) eine Analyse der graphisch-synoptischen Metastruktur sowie der in diese einbetteten Texte, Diagramme und Bilder (mit einer Erfassung der Varianten), (3) eine auf ausgewählten Zeugen basierende digitale wissenschaftlich-kritische Edition, und (4) eine Erforschung relevanter Kontexte. Mit der Entwicklung der digitalen Edition wird methodisch Neuland betreten, wenn es um die adäquate Repräsentation diagrammatischer Werke durch einen formalisierten und navigierbaren knowledge graph geht, der die Varianten des Werks als individuelle Realisierungs- und Überlieferungsformen durch innovative Visualisierungstechnologien repräsentiert. Das Projekt wird einerseits eines der visuell innovativsten und einflussreichsten Werke des Mittelalters zugänglich machen und neues Licht auf die Geschichte der Visualisierung von Wissen werfen. Es wird andererseits ein Modell bereitstellen, mit dem Werke komplexer graphischer Struktur künftig ediert und zugänglich gemacht werden können.
EMHo: Early Manila Hokkien
- Gefördert durch: FWF/DFG Weave
- Laufzeit: 2024-2027
- Projektkontakt: Martina Scholger, Elisabeth Steiner
- https://gams.uni-graz.at/emho
Das EMHo-Projekt widmet sich der Digitalisierung und Analyse eines chinesisch-spanischen Wörterbuchs aus dem 17. Jahrhundert, "Bocabulario de lengua sangleya por las letraz de el A.B.C.". Dieses Manuskript wurde von einem anonymen spanischen Missionar verfasst und bietet einen Einblick in die südliche Min-Sprache, auch bekannt als Hokkien, wie sie von chinesischen Einwanderinnen und Einwanderern im frühen Manila verwendet wurde.
Unser Ziel ist es, dieses historische Dokument als digitale Edition öffentlich zugänglich zu machen. Dazu gehören digitale Faksimiles, eine diplomatische sowie kritische Transkription und eine englische Übersetzung, die mit linguistischen Annotationen wie tonalen Merkmalen und chinesischen Schriftzeichen ergänzt werden. Diese Anreicherungen sollen das Werk für ein breiteres linguistisches Fachpublikum nutzbar machen.
Das Manuskript wird dabei aus drei Blickwinkeln untersucht: Sprachgeschichte, Missionarslinguistik und historische Soziolinguistik. Wir versuchen damit, den Status des frühen Manila-Hokkien, die linguistischen Methoden der Missionare und den sozio-historischen Kontext der frühen chinesischen Migration und des spanischen Kolonialismus in Manila zu begreifen.
Das Projekt nutzt den Standard der Text Encoding Initiative und legt den Schwerpunkt auf eine sorgfältige Transkription und Kommentierung, insbesondere von sprachlichen und tonalen Merkmalen. Der Ansatz kombiniert die Transkription und Aufarbeitung der Quelle mit historischen soziolinguistischen Methoden sowie dem Vergleich mit zeitgenössischen Quellen.
Mit diesem Projekt wollen wir einen Beitrag zur digitalen Dokumentation und Open-Access-Publikation außereuropäischer Sprachressourcen leisten und neue Einblicke in die chinesisch-spanische Lexikographie und die Geschichte der chinesischen Sprache bieten, mit besonderem Augenmerk auf marginalisierte Gruppen.
Zwischen Herstellung und Rezeption: Die Autorität mittelalterlicher Urkunden (BeCore)
- Gefördert durch: FWF (Internationales, Joint Projects)
- Laufzeit: 01.03.2020 - 29.02.2024
- Projektkontakt: Georg Vogeler, Niklas Tscherne, Johannes Laroche
BeCore ist eine vergleichende Studie über die textlichen und grafischen Zeichen von Autorität und Beglaubigung in mittelalterlichen Urkunden. Sie baut auf den Ressourcen von Monasterium auf, einem Protal zur Publikation und Edition von mehr als 600 000 Urkunden aus ganz Europa, von denen etwa 270 000 mit Bildern der Originaldokumente verknüpft sind. Das Projekt wird neue Korpora in Monasterium integrieren und Werkzeuge zur halbautomatischen Indexierung und Suche in Bildern von handschriftlichen Texten sowie von grafischen und ornamentalen Zeichen implementieren. Sie basieren auf den Ergebnissen früherer Projekte, die sich derzeit in der Endphase befinden (Projekte ORIFLAMMS, ANR-12-CORP-0010 und HIMANIS, Europäisches Projekt Heritage plus, FWF-Illuminierte Urkunden). Damit wird ermöglich, der Zeichen von Herrschaft und Autorität entlang mehrerer Forschungslinien zu untersuchen: die Zeichen selbst, die Verbreitung von Modellen und die Beziehungen zwischen grafischen und textuellen Zeichen.
National
Kofler aural
- In Kooperation mit der Universität Klagenfurt und dem Musil Institut für Literaturforschung
- Gefördert durch: FWF
- Laufzeit: Okt. 2022- April 2024
- Kontakt: Maximilian Vogeltanz und Helmut Klug (Universitätsbibliothek)
Das Projekt erarbeitet eine digitale gentische Edition von Werner Koflers Prosa "Am Schreibtisch" und erforscht die auditiven und auralen Komponenten des Schreibprozesses.
Digital Humanities Infrastructure Austria DH-Infra.at
- In Kooperation mit: Akademie der bildenden Künste Wien, Donau-Universität Krems, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Österreichische Nationalbibliothek, Paris-Lodron-Universität Salzburg, Universität Graz (Projektkoordination), Universität Innsbruck, Universität Wien, Technische Universität Wien
- Förderung: BMBWF „(Digitale) Forschungsinfrastruktur“
- Laufzeit: 2023-2026
- Projektkontakt: Florian Atzenhofer-Baumgartner, Georg Vogeler
DHInfra.at baut eine Infrastruktur für digital gestützte Forschung in den österreichischen Geisteswissenschaften auf. Sie füllt die Lücke zwischen Standardangeboten in den Kultureerbeinstitutionen (Digitalisierung), im Forschungsdatenmanagement (kuratierte und integrierte Repositorien vs. institutionellen Repositorien), bei Softwarelösungen (fachspezifische Open Source-Produkte), und den HPC-Angeboten für die Natur-, Technik- und Lebenswissenschaften bei der Verarbeitung großer Datenmengen mit maschinellem Lernen. Es werden Geräte zur Digitalisierung (ScanRoboter, Multispektralkamera) und Storage (Ceph) für Repositorien für Daten aus den Kulturerbeinstitutionen sowie GPU-Cluster für Forschung mit und produktiven Einsatz von Machine Learning-Verfahren beschafft und implementiert. Open Source Software wird den spezifischen Bedürfnissen der Community angepasst und weiterentwickelt. Das existierende CLARIAH-AT-Konsortium erleichtert Governance und langfristige Pflege der Infrastruktur.
Die Rechnungsbücher des Klosters Aldersbach
- Gefördert durch: FWF
- Laufzeit: 01.05.2024 - 30.04.2027
- Projektleiter: Georg Vogeler
- Projektmitarbeiter: Christopher Pollin, Maximilian Vogeltanz
Mittelalterliche Rechnungsbücher erlauben sehr vielfältige Einblicke, in den Alltag der Mönche ebenso wie in die sogenannte „große“ Geschichte. Und nicht zuletzt werden in diesen Quellen natürlich auch die wirtschaftlichen Angelegenheiten eines Klosters umfänglich dokumentiert. Die Aussagekraft und der Quellenwert dieser Texte ist somit sehr hoch anzusetzen. Rechnungsbücher erlauben zudem vielfach Einblicke, die sonst verwehrt blieben. Oft wurden nämlich – unabsichtlich und daher zumeist umso wertvoller – Ereignisse und Vorkommnisse dokumentiert, die sonst in der übrigen schriftlichen Überlieferung fehlen.
Aldersbach kann dabei als idealtypisches Beispiel für ein bayerisches Zisterzienserkloster während des 15. Jahrhunderts gelten. Zwar ist die Geschichte dieses Klosters selbst vergleichsweise schlecht erforscht, die gute Überlieferung gerade der Rechnungen im 15. Jahrhundert selbst sowie die Tatsache, dass Aldersbach mit rund 80 Bediensteten eine vergleichsweise durchschnittliche religiöse Gemeinschaften war, die es in vergleichbarer Größe hundertfach in ganz Europa gab, lassen das niederbayerische Zisterzienserkloster als geradezu prototypisch erscheinen. (BL) Mittelalterliche Rechnungen sind eine Quelle, deren Edition sowohl paläographische und philologische Präzision als auch hoch strukturierte Datenrepräsentation in mindestens tabellarischer Form benötigt: Ohne „close reading“ der Quelle, um ihre Bearbeitungen zu dokumentieren (Streichungen und Einfügungen) kann die tabellarische Darstellung der Buchungen nicht verläßlich sein. Die unterschiedlichen Fragestellungen, die an die Quelle gestellt werden können, fordert zusätzlich, daß die Angaben in den Rechnungen leicht gefiltert und aggregiert werden können.
CROWN
PROJEKT
Die Reichskrone des Heiligen Römischen Reiches ist eines der bedeutendsten Symbole der europäischen Geschichte. Sie gehört heute zu den Sammlungen des Kunsthistorischen Museums (KHM) in Wien. Im Rahmen des vom KHM initiierten Projekts CROWN wird eine umfassende Analyse der Reichskrone durchgeführt. Kooperationspartner ist das Zentrum für Informationsmodellierung der Universität Graz.
Ziel der Analyse der Reichskrone ist es, den konservatorischen Status des Objektes zu bestimmen und die Diskussion um den Entstehungskontext des Objektes voranzutreiben. Dazu werden alle Bestandteile der Krone (Platten, Stirnkreuz, Bügel, Edelsteine, Zierelemente etc.) aus naturwissenschaftlicher, konservatorischer und (kunst-)historischer Perspektive analysiert.
BEISPIEL
Eine „Hochfassung für Perle mit Einsteckstiften“ ist eine Komponente an einer Platte der Reichskrone. Dabei handelt es sich um eine 30 x 30 x 20 mm große Fassung aus Gold. Fünf Punkte auf dieser Fassung werden jeweils mit drei Analyseverfahren untersucht: 3D Mikroskopie, Röntgenfluoreszenzanalyse (XRF) und Multispectral Imaging (MSI).
Jede Analyse umfasst eine Beschreibung des Messvorgangs, tabellarische Messdaten und Ergebnisse in Form von Diagrammen, sowie eine (kon-)textuelle Interpretation der Messung durch die Fachwissenschaftler*innen.
WORKFLOW
Beschreibung, Analyseergebnisse und Verknüpfungen der einzelnen Komponenten der Reichskrone mit Sekundärquellen sind Forschungsdaten. Diese werden in The Museum System (TMS) erfasst. Zur FAIRification dieser Sammlungsdaten als eine Linked Open Data Ressource sind folgende Arbeitsschritte notwendig:
- Anforderungsanalyse und Modellierung unter Einbeziehung bestehender Modelle (CIDOC-CRM, CRMsci, BFO, Linked Art).
- Normalisierung über kontrollierte Vokabularien (Getty, GND etc.) und Public Knowledge Graphs (DBpedia, Wikidata)
- Transformation & Mapping des CSV-Exports aus TMS mit Python (RDFlib)
- Semantic Enrichment durch Reconciliation und automatisierter Verschlagwortung von Freitextfeldern.
- Publikation & Langzeitarchivierung über das Geisteswissenschaftliche Asset Management System (GAMS) mit anforderungsspezifischem Frontend.
BEST PRACTICES
Alle Sammlungsbereiche des KHM geben ihre Daten in TMS ein. Neben den „klassischen“ Datenfeldern zur Objektbeschreibung werden auch spezifische Forschungsfragen verfolgt. Im Falle der Reichskrone sind dies z. B. die Analyseverfahren und deren Interpretation. Ein Mapping auf Linked-Open-Data-Vokabulare allein reicht nicht aus, um den Anforderungen gerecht zu werden.
Dementsprechend ist es notwendig, einen Best-Practice-Workflow zu entwickeln, der es ermöglicht, komplexere Sachverhalte aus einem TMS-System in nachnutzbare Forschungsdaten zu überführen. Die Entwicklung dieser Best-Practices wird 2023 durch CLARIAH-AT gefördert.
Projektkontakt: Christopher Pollin, christopher.pollin(at)uni-graz.at
Managing Maximilian (1493-1519) – Persona, Politics, and Personnel through the Lens of Digital Prosopography
- Gefördert durch: FWF
- Laufzeit: 01.03.2023 - 28.02.2027
- Projektmitarbeiter: Richard Hadden PhD, Dr. Marcella Tambuscio, BA.MA. Suzana Sagadin
- Projekthomepage: https://managing-maximilian.net
Der SFB wird die prosopographischen Netzwerke um Kaiser Maximilian I. (1459-1519) unter politischen, kulturellen, literarischen und künstlerischen Gesichtspunkten erforschen. Er wird eine prosopographische Datenbank erstellen und die Beziehungen der in dieser Datenbank dokumentierten Personen untersuchen. Das DH-Teilprojekt baut auf dem aktuellen Stand der digitalen Prosopographie für das Spätmittelalter auf. Das Projekt wird die notwendigen Datenmodelle, Werkzeuge und Infrastrukturen für die Erfassung und Verbreitung der von den anderen Teilprojekten erstellten digitalen Daten aufbauen. Es wird die gesammelten Daten für innovative DH-Forschung in der Modellierung von implizitem Wissen und in der Anwendung fortgeschrittener netzwerkwissenschaftlicher Techniken (zeitliche Graphen, Netzwerkmuster) nutzen.
SISTE VIATOR. Latein auf Stein 2.0. Lateinische Inschriften für digitales und außerschulisches Lernen (LIDAL)
- In Kooperation mit dem Institut für Antike
- Gefördert durch: BMBWF, Sparkling Science 2.0
- Laufzeit: 2022-2025
- Projektkontakt: Christian Steiner
SISTE VIATOR – Dies ist häufig auf Grabsteinen zu lesen. Doch was bedeutet die Inschrift? Warum ist sie auf Latein? Aus welcher Zeit stammt sie? Wer hat sie warum in Auftrag gegeben? Wer sollte sie lesen?
Bei lateinischen Inschriften, die aus der Antike bis hin zur Gegenwart in großer Zahl zu finden sind, stellen sich den Betrachtenden heute meist viele Fragen. Sprache, Schrift, Abkürzungen sind rätselhaft, und uns fehlt der geschichtliche Kontext. Dennoch bleiben wir oft stehen, um zu lesen, was dort steht. Und wer SISTE VIATOR auf einen Grabstein meißeln ließ, wollte genau das: „Bleib stehen, Wanderer“ befiehlt die Inschrift. Wir werden also aufgefordert, stehen zu bleiben, uns Zeit zu nehmen und mit der Inschrift in ein Gespräch zu kommen.
Das Projekt [LIDAL] setzt hier an und verfolgt drei Ziele: (1) Wer immer eine lateinische Inschrift findet, ist aufgefordert, sie uns zu melden (Citizen Science). Wir sammeln sie nach zuvor festgelegten Kriterien in einer Datenbank. (2) Der Schwerpunkt liegt darauf, dass Schüler/innen aus Österreich und Deutschland gemeinsam mit uns eine repräsentative Auswahl dieser Inschriften für den Schulunterricht aufbereiten (Text, Übersetzung, Angaben, Fragen/Antworten u.v.m.) und auf einem Webportal veröffentlichen. Schüler/innen sollen mitentscheiden, was erklärt wird. Das Material wird so präsentiert, dass sich ‚Inschriftentouren‘ – real und virtuell – ergeben können, durch die man im ‚Vorbeigehen‘ Informationen erhält und Kompetenzen vertieft. Das kann ein Rundgang zu mittelalterlichen Inschriften in Graz sein, denkbar sind aber auch Touren zur Festigung von Grammatikkenntnissen, zum Erlernen von Vokabeln oder zu neuen Erkenntnissen über Welt- oder Lokalgeschichte – alles individuell vor Ort oder virtuell ‚begehbar‘. Das Webportal soll als innovatives Tool zum digitalen Lernen fächerübergreifend (Latein, Geschichte, Religion usw.) und vor allem zum eigenen Lernen auch außerhalb des Schulunterrichts verwendet werden können. Die Schüler/innen haben ferner die Gelegenheit, ihre Ergebnisse auf einem internationalen Schüler/innenkongress vorzustellen und zu diskutieren. Schließlich (3) sollen wissenschaftliche Untersuchungen z.B. zum Einsatz von Inschriften im Unterricht, zum fächer- und grenzübergreifenden Lernen oder zur Digitalisierung neue Erkenntnisse liefern. Geplant ist zusätzlich, mit Unterstützung der Schüler/innen eine Version von LIDAL zu gestalten, die auf Handys läuft und auch touristisch zum Einsatz kommen kann.
Die Memoiren der Gräfin Schwerin (1684-1732). Digitale Edition eines einzigartigen Selbstzeugnisses
- In Kooperation mit der ÖAW
- Gefördert durch: FWF
- Laufzeit: 2022-2025
- Projektkontakt: Georg Vogeler, Selina Galka
Die um 1724 verfassten Memoiren der Gräfin Schwerin sind eine einmalige Quelle zur Kultur- und Geschlechtergeschichte zweier der wichtigsten europäischen Höfe, nämlich des Kaiserhofs in Wien und des preußischen Königshofes in Berlin. Sie sind in zwei nicht identischen Exemplaren überliefert, von denen sich eines in Aix-en-Provence und eines in Wien befindet. Geografisch erstreckt sich die im Text erzählte Lebensgeschichte von den niederländischen Landen bis nach Polen, Ermland und Schlesien, hat aber ihren Schwerpunkt an den Höfen von Berlin und Wien. Der Text ist bemerkenswert dicht und vielschichtig und erlaubt seltene Einblicke in weibliche Hofnetzwerke und Lebenswelten.Ziel des Projektes ist eine digitale Edition, die die einzigartige Quelle mit erkenntnistheoretisch motiviert Forschung verbindet. Die Benutzeroberfläche soll es erlauben, unterschiedliche Textvarianten den Faksimiles gegenüberzustellen. Die Texte werden mit modernen digitalen Technologien aufbereitet und mit Normdaten angereichert; außerdem soll der umfangreiche wissenschaftliche Kommentar als flexible Datenbank organisiert werden. Zentral für das Projekt ist die Visualisierung der aus den Texten extrahierten sozialen Netzwerke. Die digitale Erschließung der Texte ermöglicht es zudem, unterschiedlichste computergestützte Textanalyseverfahren anzuwenden, wie zum Beispiel Topic Modelling.
JobAds
- Gefördert durch: FWF
- Laufzeit: 2022-2025
- Projektwebsite: https://historical-job-ads.uni-graz.at/de/ueber-das-projekt/
Die Entstehung eines ausdifferenzierten Arbeitsmarkts in Österreich
Das Projekt Historical Job Ads untersucht anhand von Stellenanzeigen aus etwa 100 Jahren (1850-1949), wie sich der österreichische Arbeitsmarkt entwickelt und ausdifferenziert hat. Dafür nutzen wir das Archiv der Österreichischen Nationalbibliothek, die bereits digitalisierte Versionen vieler österreichischer Zeitungen zur Verfügung stellt. Aus diesem Fundus verwenden wir die Anzeigenseiten der 29 auflagenstärksten deutsch-sprachigen Zeitungen und isolieren die einzelnen Stellenanzeigen. Während das menschliche Auge Stellenanzeigen sehr schnell erkennt, muss ein Algorithmus darauf trainiert werden, was angesichts der unterschiedlichen Struktur, Größe und Aussagen der Stellenanzeigen eine größere Herausforderung darstellt. Wir werden aber computergestützte Lösungen finden müssen, weil die knapp 8 Millionen Zeitungsseiten der 29 Zeitungen nicht manuell ausgewertet werden können.
(Urheber-)Rechtsfragen der Neuen Medien in Lehre und Forschung
- In Kooperation mit dem Institut für Rechtsphilosophie und der Medizinischen Universität Graz
- Laufzeit: 2009 -
- Projektkontakt: Walter Scholger
In den Projektkontexten des Instituts sieht man sich immer wieder mit rechtlichen Fragen, vor allem in Bezug auf den Umgang mit dem Urheberrecht bei digitalen Quellen, konfrontiert. In Zusammenarbeit mit Elisabeth Staudegger vom Institut für Rechtsphilosophie, Rechtssoziologie und Rechtsinformatik und Reinhard Staber von der Medizinischen Universität Graz münden die Bemühungen nunmehr in der Erstellung eines Ministerialentwurfs seitens des Forums Neue Medien in der Lehre Austria zur Änderung der diesbezüglichen Gesetzeslage in Österreich.
Plattform Schreiben
Die Plattform Schreiben versteht sich als interdisziplinärer Raum für einen theoretischen, methodologischen, praktischen und begrifflichen Austausch zur Schreibforschung unter Beteiligung von Forscherinnen und Forschern der Digital Humanities, der Literatur- und Kulturwissenschaften, der Kunstwissenschaften, Schreib- und Fachdidaktik und Soziologie. Die Plattform fungiert als interdisziplinäre Schnittstelle zwischen dem Zentrum für Kulturwissenschaften, dem Zentrum für Informationsmodellierung (ZIM), dem Fachdidaktikzentrum (fdz), dem Forschungsbereich Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (AVL) und dem Schreibzentrum der Universität Graz. Ziel ist es, unterschiedliche Fragen, methodologische Modelle und Begrifflichkeiten der Schreibforschung zusammenzuführen und im pluriperspektivischen Austausch auf ihre Möglichkeiten für den jeweiligen Objektbereich hin zu befragen und weiterzuentwickeln. Zu diesem Zweck organisiert die Plattform regelmäßig interne wie öffentliche Veranstaltungen zu zentralen Fragen des Schreibens.
Die Plattform wird vom Zentrum für Kulturwissenschaften koordiniert.
Digitale Edition der Theaterchroniken Gumpenhubers (GuDiE)
- In Kooperation mit dem Institut für Kunst- und Musikwissenschaft an der Universität Graz
- Gefördert durch: FWF
- Laufzeit: 2024-2028
- Projektkontakt: Georg Vogeler, Selina Galka
- Projekthomepage: GuDiE – Digital Edition of Gumpenhuber's Theatre Chronicle (1758–1763) (hypotheses.org)
Die Theaterchroniken des Ballettmeisters Philipp Gumpenhuber dokumentieren die kulturellen Aktivitäten des Wiener Hofes - eines Zentrums des europäischen Gesellschafts- und Kulturlebens - in den Jahren 1758 bis 1763. Die digitale Edition der Theaterchroniken zielt darauf ab, neue Einblicke in das komplexe musikalische und soziokulturelle Leben am Wiener Hof zu bieten, indem die Texte in TEI/XML kodiert werden und direkt daraus eine RDF-Datenbank extrahiert wird, um die “performative Wende” in der Musikwissenschaft zu reflektieren. Die digitale Edition verarbeitet die Quelle somit nicht nur mit traditionellen philologischen Methoden, sondern kombiniert die Transkription mit einem Datenbankansatz, der dem Konzept der “assertiven Edition” entspricht. Das Projekt umfasst die Entwicklung eines Datenmodells, das sich hauptsächlich auf die Modellierung von Ereignissen (und im Hinblick auf Performing Arts Ontologies) konzentriert, und mit unterschiedlichen Gegebenheiten umzugehen vermag, wie z.B. mit Wahrscheinlichkeiten und Änderungen zwischen unterschiedlichen Aufführungen. GuDiE strebt danach, getrennte Bände der erhaltenen Quellen zusammenzuführen und die Forschungsmöglichkeiten durch eine digitale Plattform zu erweitern, die einen breiten Zugang zu einer der bedeutendsten Ressourcen über das Wiener Theaterleben erleichtert. Es sollen außerdem unterschiedlichste Visualisierungsoptionen angeboten werden, wie z.B. eine Kalenderansicht.