Masterstudium "Digitale Geisteswissenschaften"
Im Studienjahr 2017/18 startete an der Universität Graz das erste Masterstudium für „Digitale Geisteswissenschaften“ in Österreich!
Die technischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben zur Entstehung eines neuen Forschungsparadigmas geführt: Digitale Geisteswissenschaften (Digital Humanities) forschen und lehren an der Schnittstelle von Geisteswissenschaften und Informationstechnologien. Die Anwendung computergestützter Methoden bietet neue Möglichkeiten der Erschließung und Auswertung wissenschaftlicher Quellen und verändert die Vorgehensweise der geisteswissenschaftlichen Forschung.
Diese neuen Forschungsansätze basieren auf einem Verständnis geisteswissenschaftlichen Forschens, das über den forcierten Einsatz digitaler Materialien hinaus explizit methodologische Fragen untersucht, neue Forschungspotentiale und neue Bedingungen für die Rezeption von Forschungsergebnissen durch die Gesellschaft schafft und zudem die Frage aufwirft, wie Kulturerbe nachhaltig digital zugänglich gemacht und innovativ genutzt werden kann.
Aufbau und Inhalt des Studiums
Das Masterstudium Digitale Geisteswissenschaften ist in vier Semester gegliedert und umfasst einen Arbeitsaufwand von 120 ECTS-Anrechnungspunkten. Absolvent:innen werden befähigt, auf der Basis von Forschungsfragen ihrer geistes- und kulturwissenschaftlichen Herkunftsfächer (die im Rahmen des gebundenen Wahlfaches vertieft werden sollen) Analysen durchzuführen, Ergebnisse zu produzieren und zu medialen Repräsentations- und Präsentationsformen aufzubereiten. Konkret umfassen die Lehrmodule z. B. Basiskenntnisse der Informatik, fachspezifische Methoden, Datenformate, Beschreibungsstandards, Webtechnologien, Datenbanken, Programmiersprachen und Visualisierung. Es werden u. a. vertiefte Einsichten in die informationstechnische Formalisierung, Modellierung, Analyse, Verarbeitung und Verwaltung von kultur- und geisteswissenschaftlichen Daten und Quellen vermittelt.
Zulassungsvoraussetzungen
Voraussetzung für die Zulassung zum Masterstudium Digitale Geisteswissenschaften ist der Abschluss eines Bachelorstudiums oder Fachhochschul-Bachelorstudienganges im geistes- oder kulturwissenschaftlichen Bereich oder eines anderen gleichwertigen Studiums an einer anerkannten inländischen oder ausländischen postsekundären Bildungseinrichtung. Für das Masterstudium ist kein eigenes Bewerbungsverfahren vorgesehen.
Berufsfelder
Digitale Geisteswissenschaftler:innen finden ein Berufsfeld im universitären Kontext, sowohl an Zentren und Forschungseinrichtungen mit Schwerpunkt „Digital Humanities“, als auch im Kontext traditioneller geisteswissenschaftlicher Forschung, vor. Weitere Arbeitsfelder sind zudem die Konzeption, Umsetzung und Dissemination von Projekten im Rahmen der Wissenschafts-kommunikation oder die Vermittlung von geisteswissenschaftlichen Forschungsergebnissen und digitalem Kulturerbe. In Bibliotheken, Archiven und Museen arbeitet man sowohl an der Digitalisierung von Kulturerbeobjekten als auch an deren wissenschaftlicher Erschließung. Die Verbindung zwischen Geisteswissenschaften und Informatik bietet auch Möglichkeiten in der Kreativwirtschaft, in Medien- und ICT-Unternehmen sowie in Arbeitsfeldern mit Fokus auf Kommunikation und Beratung (Bereitstellung und Aufbereitung von Informationen).
FAQs zum Studium
Foliensatz mit allgemeinen Informationen: “Digitale Geisteswissenschaften studieren”
1) An wen richtet sich das Studium?
Das Studium richtet sich an Studierende mit einem geistes- oder kulturwissenschaftlichen Bachelorabschluss, die sich zusätzlich zu dem Fachwissen aus ihrem vorangegangenen Bachelorstudium Werkzeuge zur digitalen Nutzbarmachung ihrer facheinschlägigen Fähigkeiten aneignen möchten. Es werden, abgesehen von genereller “Computer Literacy”, weder spezifische (technische) Vorkenntnisse verlangt, noch gibt es weitere Zulassungsvoraussetzungen. Eine gewisse Affinität zu IT-gestützten Arbeitsweisen ist jedoch sicherlich von Vorteil.
Es ist prinzipiell nicht ausgeschlossen, dass Absolvent:innen technischer Studiengänge den Master studieren, allerdings müssen sie geisteswissenschaftliche Kenntnisse nachweisen bzw. im Studium erwerben (näheres in Abstimmung mit der/dem CuKo-Vorsitzenden).
Wer kein einschlägiges Bachelorstudium vorzuweisen hat, sollte sich zuerst an die/den Cuko-Vorsitzende:n wenden, um eine Anrechenbarkeit festzustellen. Ein Antrag auf nicht-konsekutive Inskription ist sehr zeitaufwendig (= mehrere Monate) und sollte daher im Interesse der Bewerber:innen im Vorhinein abgesprochen werden.
2) Wie technikaffin muss man für dieses Studium sein? Muss ich mir das wie ein Informatikstudium vorstellen? Muss man im Studium Mathe können?
Das hängt natürlich davon ab, was man unter “technikaffin” versteht und wie man sich ein Informatikstudium vorstellt. Mathe muss man gar nicht können und kommt im Studium auch nicht vor. Die Lehrveranstaltung “Grundlagen der Informatik” deckt sich weitestgehend mit ähnlichen Lehrveranstaltungen an der TU Graz, allerdings auf deutlich reduziertem Niveau. Die meisten anderen LVen haben im strengen Sinne keinerlei Ähnlichkeit mit einem Informatikstudium, obwohl man natürlich Grundlagen des Programmierens lernt. Grundlegende “Computer Literacy” (“Wie zippe ich ein Dokument?” und dergleichen) wird bereits vor dem Studium vorausgesetzt, dafür gibt es ein ‘Übungsblatt 0’, mit dem man testen kann, ob man diese Fähigkeiten beherrscht.
Noch nicht im Vorhinein alles vom ‘Übungsblatt 0’ beantworten oder lösen zu können, ist kein Ausschlusskriterium, doch die prinzipielle Motivation sollte vorhanden sein, sich solche Kenntnisse selbständig anzueignen. Wem diese fehlen, wird das Studium wenig Freude machen.
3) Ich habe gelesen, dass man in den LVen einen eigenen Laptop dabei haben sollte. Welches Betriebssystem brauche ich?
Wer den Master ernsthaft studieren möchte, sollte über einen eigenen Laptop mit Administratorrechten zur Installation neuer Software verfügen. In den Kursen kann das ZIM in Notfällen mit Computern aushelfen.
Unterschiedliche Betriebssysteme stellen kein Problem dar. Studierende wie auch Lehrende nutzen je nach persönlicher Präferenz Windows, MacOS und Linux.
Von der Nutzung eines Tablets ist abzuraten, da nicht jede notwendige Software dafür existiert.
4) In welchen Sprachen werden die LVen gehalten?
Das Studium ist prinzipiell auf Deutsch angelegt, doch es werden auch regelmäßig Kurse auf Englisch angeboten.
5) Kann ich das Studium mit meiner Arbeit verbinden?
Das Studium wird offiziell als “Vollzeitstudium” bezeichnet. Die Veranstaltungen werden nicht zwangsläufig so angeboten, dass sie garantiert neben der Arbeit absolviert werden können. Tipps kann man sich hierzu wohl am besten bei berufstätigen Mitstudierenden holen.
6) Kann ich mir ein facheinschlägiges Praktikum anstelle der freien Wahlfächer anrechnen lassen?
Im Studium sind Freie Wahlfächer im Ausmaß von 12 ECTS (Studienplan 2017) bzw. 9 ECTS (Studienplan 2021) vorgesehen. Die Anrechnung eines facheinschlägigen Praktikums (bis zu 8 Wochen Vollbeschäftigung) ist hierfür möglich, allerdings muss das gewünschte Praktikum im Vorhinein mit dem/der Cuko-Vorsitzende:n abgesprochen und von diesem/dieser bewilligt werden.
7) Muss das Gebundene Wahlfach (Studienplan 2017) bzw. die Fachdisziplinäre Vertiefung (Studienplan 2021) aus dem Masterstudium gewählt werden, in dem ich meinen (geistes- bzw. kulturwissenschaftlichen) Bachelor gemacht habe?
Grundsätzlich ist es nicht verpflichtend, aber es ist darauf zu achten, dass
- die LVen einem Masterstudium zugeordnet sind
- das Fach in der Liste der möglichen Fächer erscheint und
- man berechtigt ist, die für das Fach angeführten LVen zu besuchen und zu absolvieren.
Diese Voraussetzungen sind gegeben, wenn das zugehörige Bachelorstudium abgeschlossen wurde. In anderen Fällen sollte man sich bei der facheinschlägigen CuKo über die Zulassungsvoraussetzungen informieren.
8) Ich habe bereits einen Master-Abschluss, möchte in der Wissenschaft bleiben und mir eine Zusatzqualifikation erwerben. Wie kann ich das am besten und effizientesten anstellen?
Den Master Digitale Geisteswissenschaften als Zusatzqualifikation anzustreben, ist sicherlich sinnvoll. Je nachdem allerdings, wie tief man sich einarbeiten möchte und wie viel Zeit man neben (etwaiger) Projektarbeit noch aufwenden kann, könnte auch das Zertifikatsmodul “Informationsmodellierung in den Geisteswissenschaften” relevant sein. Hier werden im Rahmen von 24 ECTS (= 6 LVen mit Anwesenheitspflicht) wichtige Praxiskenntnisse vermittelt. Für einen Nachweis von Grundkenntnissen im Bereich Digital Humanities ist also dieses Zertifikat ausreichend. Im Gegensatz zum Masterstudium sollte dieses auch neben der Arbeit problemlos innerhalb eines Studienjahres abschließbar sein.
Curriculum für das Masterstudium "Digitale Geisteswissenschaften" 2021
Curriculum 2021
Der Studienplan als PDF
Mit 01.10.2021 tritt der neue Studienplan in der Version 2021 in Kraft.
Die wesentlichen Änderungen betreffen:
1) Vereinfachung der Lehrveranstaltungstitel.
2) Reduktion der ECTS-Anrechnungspunkte im freien Wahlfachbereich zugunsten einer zusätzlichen vertiefenden Pflichtveranstaltung.
3) Offenere Formulierung der zulässigen Lehrveranstaltungen aus dem gebundenen Wahlfach (im neuen Studienplan „Modul F: Fachspezifische Vertiefung“), das der Vertiefung aus der Herkunftsdomäne gilt.
4) Die Integration der bislang fehlenden bzw. neuen GEWI Masterstudien (Anglistik/Amerikanistik; Klassische Philologie; Kunstgeschichte; Musikologie; Slawistische Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft) sowie Soziologie als anrechenbares „Modul F: Fachspezifische Vertiefung“.
Curriculum für das Masterstudium "Digitale Geisteswissenschaften" 2017
Curriculum 2017
Der Studienplan als PDF
Im Studienjahr 2017/18 startete an der Universität Graz das erste Masterstudium für „Digitale Geisteswissenschaften“ in Österreich. Dieser Studienplan wird mit dem Wintersemester 2021/22 geändert.
Studierende des Masterstudiums Digitale Geisteswissenschaften, die bei In-Kraft-Treten des neuen Curriculums am 01.10.2021 dem Curriculum der Fassung 17W unterstellt sind, sind berechtigt, ihr Studium nach den Bestimmungen des Curriculums in der Fassung 17W innerhalb von 6 Semestern abzuschließen. Wird das Studium bis zum 30.09.2024 nicht abgeschlossen, sind die Studierenden dem Curriculum für das Masterstudium Digitale Geisteswissenschaften in der jeweils gültigen Fassung zu unterstellen. Studierende des Masterstudiums Digitale Geisteswissenschaften sind jederzeit während der Zulassungsfristen berechtigt, sich dem aktuell gültigen Curriculum für das Masterstudium Digitale Geisteswissenschaften zu unterstellen.
Erasmuspraktika
Was machen eigentlich andere Digital Humanities Institutionen?
Ob Venedig oder Wuppertal, Berlin, Leipzig oder Uppsala - überall gibt es Digital Humanities und jede Institution hat ihre eigenen Schwerpunkte. Was macht man dort anders als in Graz?
Im Zuge eines Erasmusaufenthaltes oder -praktikums können Sie es selbst herausfinden!
Nutzen Sie Ihre Semesterferien für ein Erasmuspraktikum an einer Digital Humanities Institution.
Sie können sich entweder selbst eine Stelle suchen (mit der CuKo-Vorsitzenden Martina Scholger abzusprechen) und einen Zuschuss beantragen oder sich am Zentrum melden und wir helfen beim Finden eines geeigneten Platzes.
Erasmuspraktika-Facts
- Mindestens 2 Monate Vollzeitpraktikum
- DH-Zentren oder andere DH-/Kulturerbeinstitutionen als Hosts möglich
- Bewerbung (“Training Agreement”) zwei Monate im Voraus, d.h. ab Beginn Sommersemester ist noch genug Zeit
- Anrechnung als FWF oder Projektseminar (nach Absprache mit Cuko-Vorsitzender Martina Scholger)
- International vernetzen, Lebenslauf aufbessern, potentielle Arbeitgeber kennenlernen
- Arbeitserfahrung und Kontakte im DH-Bereich sammen
- laufende Bewerbung, spätestens 2 Monate vor Beginn mit einem "Training Agreement"
- Je nach Praktikumsland bis zu 630€ Zuschuss
- Erasmusvertrag muss mit der Institution nicht unbedingt vorliegen
Gleich bewerben!
Hilfreiches:
Studienabschluss
Masterarbeit und Prüfung
- Finde eine:n Betreuer:in!
Zur Auswahl stehen die habilitierten Georg Vogeler und Chiara Zuanni. - Mache ein Thema mit der/dem Betreuer:in aus (das PV ist dafür vorgesehen)
- Wie du dein Masterarbeitsthema bekanntgeben kannst, erfährst du auf der Website der Geisteswissenschaftlichen Fakultät.
Es wird geraten, sich spätestens nach Abschluss des Privatissimums für ein Thema zu entscheiden und das Thema offiziell anzumelden. Das Thema sollte von der/dem Prüfer:in so gestaltet sein, dass in sechs Monaten bearbeitet werden kann. - Umfang der Masterarbeit:
Die Abfassung der Arbeit umfasst laut Studienplan 20 ECTS (= 500 Stunden). Die Masterarbeit stellt eine wissenschaftliche Arbeit im Umfang von ungefähr 144.000 bis 216.000 Zeichen (mit Leerzeichen, ohne Literaturverzeichnis und Fußnoten) dar, die durch digitale Ausarbeitungen (Daten, Code in einem öffentlich zugänglichen Repository abgelegt) ergänzt werden kann. Im Falle umfangreicher digitaler Erarbeitungen, die ebenfalls als wissenschaftliche Leistungen zählen, kann eine kürzere Seitenzahl mit dem/der Betreuer:in ausgemacht werden (Minimum: 60 Seiten Text). Das Thema ist aus dem Bereich eines der Prüfungsfächer (= Module B-E des Studienplans) zu entnehmen.
Die Abfassung der Masterarbeit ist prinzipiell zeitlich unbeschränkt, aber da Inskriptionspflicht besteht, fällt der ÖH-Beitrag an und ggf. Studiengebühren, sobald die Regelstudienzeit überschritten wird. Außerdem ist zu bedenken, dass die Betreuungsperson die Uni wechseln könnte oder dergleichen und die Masterarbeit nicht mehr betreuen kann. - Zitierweise:
Du kannst deine gelernte/gewohnte Zitierweise aus dem Bachelor verwenden, musst sie aber mit deinem/deiner Betreuer:in besprechen.
Die grundsätzlichen Regeln sind: einheitlich und mit Betreuer:in besprechen. - Regelmäßig mit Betreuer:in kommunizieren (z.B. einmal im Monat)
- Abgabe:
Du musst deine Masterarbeit nicht mehr drucken lassen. Mehr Informationen findest du wieder auf der Website der Geisteswissenschaftlichen Fakultät.
Zwischen der Abgabe der Arbeit und dem Prüfungstermin muss mindestens eine Frist von 4 Wochen eingeplant werden, wobei das Gutachten mindestens 2 Wochen vor der Prüfung vorliegen muss. Zum Anmelden der Masterarbeit ist es nicht nötig, bereits alle Prüfungen und Lehrveranstaltungen absolviert zu haben. Zur Prüfung müssen alle Noten, einschließlich der Masterarbeit, vorliegen. - Prüfung:
Zu deinen 2 Prüfern kommt noch der/die Vorsitzende dazu.
Von diesen 3 Personen müssen mindestens 2 habilitiert sein.
Ist dein:e Betreuer:in nicht habilitiert, muss dein:e Zweitprüfer:in und der/die Vorsitzende habilitiert sein. Sind dein:e Betreuer:in und dein:e Zweitprüfer:in habilitiert, muss dein:e Vorsitzende:r nicht habilitiert sein.
Die Prüfung hat 3 Bereiche:- Präsentation der Masterarbeit, insgesamt 20 Minuten (10-15 Minuten präsentieren, dann werden noch Fragen von beiden Fachprüfer:innen zu deiner Masterarbeit gestellt)
- Teilprüfung 1 aus dem Modul der Masterprüfung, 20 Minuten
- Teilprüfung 2 aus einem anderen Modul (B-F im Studienplan 2021; B-E im Studienplan 2017), 20 Minuten